Sascha Kreklau
Fotograf: Corporate · People · Editorial
Als ich meine neue Website bei Silke und René und ihrer Bochumer Agentur Oktober in Auftrag gab, überraschten sie mich mit wirklich tollen Ideen für die Gestaltung einer Fotografen-Website. Eine davon war die Rubrik „Über mich“ in Form eines Interviews mit mir selbst. Hier ist es:
Sascha, kannst du uns ein wenig über deinen Werdegang erzählen und wie du zur Fotografie gekommen sind?
Ich habe mich schon immer für die bildenden Künste und insbesondere für Fotografie interessiert. Gleichzeitig komme ich aus einem kreativen Haushalt. Meine Eltern waren beide Friseurmeister mit eigenem Geschäft. Gestalterisches, handwerkliches und selbständiges Arbeiten hat mich von Kindesbeinen an geprägt.
Ich habe schon als Teenager angefangen zu fotografieren, nach dem Abitur eine Ausbildung im Fotografenhandwerk abgeschlossen und schließlich an der Folkwang Hochschule Kommunikationsdesign studiert. 2005 habe ich in Essen mein Diplom gemacht. Als freier Fotograf arbeite ich aber schon seit 1996. Das ging direkt nach meiner Ausbildung los.
Was motiviert dich, zu tun, was du tust?
Mich motiviert die kreative Herausforderung eines jeden Projekts und die Möglichkeit, mit meinen Fotos visuelle Geschichten zu erzählen. Dabei spielt es keine Rolle ob ich die Vorgaben eines Styleguides umsetzen muss oder selbst konzipieren muss. Das Wichtigste aber ist, wenn ich sehe, dass meine Kunden mit meiner Arbeit zufrieden und glücklich sind. Nicht zuletzt ist es immer eine persönliche Herausforderung meine Kunden positiv zu überraschen und mich selbst nicht zu langweilen. Das ist für mich eine große Motivation, weiterhin das zu tun, was ich liebe.
Was betrachtest du als deinen größten Erfolg in deiner Laufbahn als Fotograf?
Das ich seit mehr als 25 Jahren in meinem Traumjob arbeiten darf.
Kannst du uns ein besonders denkwürdiges Projekt nennen, an dem du gearbeitet hast?
Alle Projekte sind auf ihre ganz eigenen Art herausfordernd und es gab so viele Projekte, die für mich von Bedeutung waren, aber das wichtigste war mit Abstand meine Diplomarbeit.
Ich hatte beschlossen obdachlose Menschen mal mit einem anderen Fokus zu fotografieren. Ich wollte herausfinden was diese Menschen antreibt diesen täglichen Kampf gegen das Leben anzutreten und ob sie noch ein Lachen in sich tragen. Die gängigen Bilder zeigen diese Menschen häufig in tristen und hoffnungslosen Situationen. Meistens in Schwarz-Weiß, um das Elend noch eindringlicher wirken zu lassen. Ich habe meine Modelle in verschiedenen Anlaufstellen für wohnungslose Menschen im Ruhrgebiet getroffen und sie in einer Atmosphäre des Respekts und der Wertschätzung in einem Setting fotografiert wie man es eigentlich nur von Werbeshootings her kennt, mit farbigen Hintergründen und Ringblitz. Einmal kam ein Junger Mann zum Shooting und wurde von anderen Anwesenden gehänselt, weil er sich extra fürs Fotoshooting in Schale geschmissen hatte und einen Anzug trug. Seine Reaktion werde ich niemals vergessen, er sagte:“Ich will mich auch mal wie ein Mensch fühlen:“
Wie wichtig ist dir Natürlichkeit und Authentizität in deinen Aufnahmen?
Oh, absolut wichtig. Die Welt hat genug gestellte und gefälschte Fotos, ich möchte, dass meine Bilder authentisch wirken und trotz der Inszenierung das Gefühl vermitteln, einen Moment der Unbefangenheit zu spiegeln. Nichts ruiniert ein gutes Foto schneller als ein gezwungenes Lächeln. Ich möchte, dass sich meine Modelle vor der Kamera wohlfühlen, entspannt und vor allem sie selbst sind. Denn das ist es, was ein Foto wirklich schön und aussagekräftig macht. Ich arbeite überwiegend mit Laienmodellen, Mitarbeitern der Firmen für die ich fotografiere. Ob das der Vorstand oder die Praktikantin ist, immer wieder bekomme ich zu hören, dass die Menschen sich vor der Kamera nicht wohlfühlen. Dabei ist die häufigste Aussage:“Ich bin überhaupt nicht fotogen.“
Fotogenität ist aber keine Kategorie in der ich denke. Charisma trifft es besser. Wenn Du aufhörst darüber nachzudenken ob du irgendeinem Schönheitsideal gerecht wirst oder nicht und einfach du selbst bist, entwickelt jeder Mensch mit seinem Lachen einen natürlichen Zauber dem der Betrachter immer erliegt. Ich möchte den Menschen vor der Kamera helfen diesen Moment zu finden und zu erleben. Ich nenne das dann immer das „Bild zwischen den Bildern“.
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Das Wichtigste aber ist, wenn ich sehe, dass meine Kunden mit meiner Arbeit zufrieden und glücklich sind.
Am Set ist es deshalb eine der wichtigsten Aufgaben für mich, die Leute davon zu überzeugen, vor der Kamera ganz sie selbst zu sein, zu entspannen und sich selbst zu mögen, was schwieriger ist, als es klingt. Aber wenn ich dann eine natürliche, ehrliche Aufnahme mache, ist es das alles wert.
Können Sie uns etwas über Ihren kreativen Prozess erzählen und darüber, wie Sie an ein Fotoshooting herangehen?
Mein kreativer Prozess basiert auf einem akademischen Verständnis des Mediums, gepaart mit einem intuitiven Verständnis für meine Motive. Für mich geht es vor allem darum, das wahre Wesen und den Charakter meiner Motive einzufangen. Ich bevorzuge eine ehrliche und natürliche Herangehensweise und nicht eine stark stilisierte oder gestellte. Auch versuche ich mir immer die Betrachterperpektive klar zu machen. Soll der Betrachter Teilnehmer sein oder Beobachter. Nicht zuletzt sind natürlich Beleuchtung und Komposition die Schlüsselelemente, die die Stimmung und Atmosphäre der Aufnahme prägen.
Wie kann die Fotografie Ihrer Meinung nach genutzt werden, um Kultur zu gestalten und Ideen zu vermitteln?
Fotografie hat die Macht, die Art und Weise zu formen, wie wir die Welt sehen und wie wir uns selbst und andere wahrnehmen. Mit Hilfe der Fotografie können wir Geschichten erzählen, die Emotionen hervorrufen, Stereotypen in Frage stellen und ein tieferes Verständnis und eine engere Verbindung mit der Welt um uns herum schaffen.
Sascha, kannst du ein paar Fotografen nennen, die du bewunderst und die dich inspiriert haben?
Es gibt so viele großartige Fotografen und Fotografinnen, zu meinen Favoriten zähle ich Henry Cartier-Bresson, Richard Avedon, Peter Lindberg und Jeff Wall um nur einige zu nennen. Ihre Arbeiten haben mich wirklich dazu inspiriert, ein besserer Fotograf zu werden und immer nach dem „entscheidenden Moment“ in meiner eigenen Arbeit zu streben.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Elemente, die ein gutes Foto ausmachen?
Ich glaube, das wichtigste Element für ein gutes Foto ist Authentizität. Natürlichkeit, Authentizität und Unvoreingenommenheit des Augenblicks – das sind die Dinge, die ein Foto wirklich stark und aussagekräftig machen. Ein gutes Foto sollte Emotionen hervorrufen, eine Geschichte erzählen und einen bleibenden Eindruck beim Betrachter hinterlassen.
Vielen Dank für das Gespräch, Sascha!
Gern geschehen, Sascha!